Leben im Wochenend-Hopping

Text von René Schäfer
Am Sonntagabend ist es am schlimmsten. Das Wochenende ist vorbei, die Freunde zuhause und die Einsamkeit, die Leere und die Schwere der nächsten Woche liegt auf der Brust. Irgendetwas bewirkt sie, diese eigenartige Stimmung, die man nicht gerade als erwartungsvoll und fröhlich bezeichnen kann. Vielleicht ist es diese Angst vor der Verantwortung die so bedrückend ist. Vielleicht bist du ihr nicht gewachsen, musst dich täglich mit Kniffs und Tricks durchkämpfen. Vielleicht ist es auch das monotone, stupide Arbeiten, das einfach nicht enden will. Du siehst einfach keinen Sinn darin. Vielleicht sind es aber auch die schwierigen Arbeitskollegen oder der aufbrausende Chef, was das eigenartige Gefühl am Sonntagabend verursacht. Und vielleicht weißt du überhaupt nicht, woher es kommt. Es ist da, es beeinflusst dich seit Wochen und Monaten, vielleicht schon seit Jahren. Du suchst einen Ausweg und er liegt momentan darin, dass du dich aufs Wochenende freust.
Tablett Kopie1 von Uslar Fotodesign Living in OWL
Montag bis Mittwoch ist regelrecht die Hölle. Du schlägst dich durch die Arbeitszeit und versuchst in der Freizeit die nötigen und lebenswichtigen Besorgungen und Verrichtungen zu machen. Aber es ist leer in deiner Seele. Mit Kleinigkeiten versuchst du dich über Wasser zu halten, aber die Zeit geht nicht um. Eine tiefe Unzufriedenheit und ein Suchen nach etwas nicht Definiertem erfasst dich immer wieder. Das Beste ist, es ist irgendwas los, damit du abgelenkt bist. So ab Donnerstagmorgen fängt es wieder an zu dämmern. Das Wochenende rückt in greifbare Nähe. Jetzt kannst du die Dinge, die dir am Arbeitsplatz oder auch privat begegnen, besser wegstecken. Denn es ist Aussicht auf ein Ende. Unangenehmes kann aufgeschoben werden und am leidigen nächsten Montag erledigt werden. Wichtig ist jetzt nur noch der Freitagmittag. Und sobald dieser da ist, lässt du alles hinter dir. Jetzt geht es raus in die Freiheit, in ein Leben, was du dir wünschst. Jetzt werden die Leere und die Belastung durch Ausgelassenheit, durch Freunde und Aktivitäten verdrängt. Zweieinhalb Tage ist jetzt Ruhe vom leidigen Thema Arbeit und alles was darum herum hängt.
Burnout Living in OWL
Auf Dauer so zu leben, ist zermürbend, und wenn man es genau betrachtet, ist es ein vergeudetes Leben. Denn du nutzt nur ca. 30 % um wirklich zu leben! Aber das muss nicht sein. Eine wichtige Voraussetzung, um das Problem zu bewältigen, ist wieder Spaß an der Arbeit und am Wochenalltag zu bekommen. Du solltest erforschen, worin das Problem eigentlich liegt. Was zieht dich in der Woche runter, was genau macht dir keinen Spaß? Die Erkenntnis über die Ursache wird die Grundvoraussetzung zur Bewältigung sein. Wenn es daran liegt, dass du den falschen Beruf gewählt hast, oder die Arbeitsstelle einfach nicht passt, so müssen Veränderungen dort erfolgen. Das ist durchaus auch mit fortgeschrittener Berufserfahrung möglich. Wenn es daran liegt, dass du die Woche zuhause verbringst und das vertraute Zuhause oder die mangelnde Beschäftigung dein Problem ist, so müssen dort Veränderungen zielgerichtet umgesetzt werden. Denn die Lebensqualität besteht nicht nur daraus, einen kleinen Teil des Lebens, also nur das Wochenende zu leben, sondern das gesamte Leben erfüllt und mit Freude zu gestalten. Doch sei dir bewusst, es gibt keine pauschale Antwort und auch kein pauschales Rezept. Es ist dein Leben und deine Situation. Deshalb muss es auch auf dich abgestimmt werden wie die Zukunft gestaltet sein könnte.
René Schäfer – Lebenslotse auch in schwerer See
Foto 1: von Uslar Fotodesign, Bielefeld
Foto 2: © diego cervo – Fotolia.com

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