Lust auf vegan?

Vegetarisch gern, aber bitte nicht vegan. Keinen Käse, keinen Honig, keinen Cappuccino und – am schlimmsten – kein Eis im Sommer, was hat man da noch vom Leben? Meine Vorurteile waren felsenfest zementiert. Bis ich Sissi Diesterweg traf. Sie lud mich nach Augustdorf in ihr Haus ein und kochte für mich ein veganes Menü. Selten habe ich besser gegessen.

Sissi Diesterweg
Sissi Diesterweg

Räumen wir also auf mit den Vorurteilen. Living in OWL und Sissi Diesterweg werden zukünftig alle zwei Wochen ein veganes (oder auch mal ein vegetarisches) Gericht vorstellen. Und das ist noch nicht alles. Sämtliche Gerichte aus Sissis Küche erzählen eine Geschichte.

„Diese Geschichten sollen Lust machen, das Essen zu genießen und den eigentlichen Geschmack der Lebensmittel zu mögen und auch zu der Ausgewogenheit des Speiseplans beizutragen. Essen ist mit Geschichten verbunden. Vielleicht tragen die Geschichten auch dazu bei, sich bewusst zu werden, dass das Essen ein prägender Teil unseres normalen Daseins ist, eingebunden in unsere Lebensgeschichten. Drei Mahlzeiten am Tag. Zubereitung und Einkauf dürfen einfach nicht als Routine des Lebens verkommen, das wäre verplemperte Zeit. Sage mir was du isst, und ich sage dir, wie du lebst.

Es sind Speisen, die an einem besonderen Ort genossen wurden, es sind Speisen, die Erinnerungen wecken, von einer Reise mitgebracht wurden, zu einem besonderen Anlass gegessen wurden oder einfach auf der Suche nach etwas Neuem gefunden und ausprobiert worden sind.

Grundkenntnisse habe ich in dem preussisch/schwarzwälderischen Haushalt meiner Familie erworben, was mehr den erzieherischen Maßnahmen galt und – was auf den Tisch kommt, wird gegessen – nicht immer zu meiner Zufriedenheit ausfiel.

Freitags Fisch. Brat- oder Kochfisch mit Dillsauce ging ja noch, aber Hering, den spüre ich heute noch in meiner Backe. Geräucherte Sprotten, Heilbutt oder Schillerlocken waren auch nicht mein Fall, aber mein erster Sohn träumt heute noch von den Schillerlocken, die er mit seinem Opa gegessen hat. Und ich sehe vor meinem inneren Auge den wohlwollenden Ausdruck auf dem Gesicht meines Vaters, weil sein Enkel diese Leidenschaft für Räucherfisch mit ihm teilte. Eine andere Art der Verbundenheit.

Auch die Geschichten meiner Eltern bei Tisch, Das Weitergeben von Wissen ist eine Basis, auf die ich immer wieder gerne zurückgreife, das Gefühl der Gemeinschaft, auch wenn man sich damals kein und unbedeutend fühlte, geben mir noch heute den Kick, alles mal von dieser Perspektive zu betrachten, als ob man nichts weiß und keine Erfahrungen hat. Erstaunlich, wie gut man sich für anderes Denken begeistern kann. Man startet einfach nochmals bei Null, leichtfertig sage ich manchmal; Neues Glück, neues Spiel. Ich genieße diese gedankliche Freiheit, sie hat Raum für neue Möglichkeiten.

Mein erster Sohn aß liebend gerne Salat und Gemüse. Bei einem Besuch von mir in seiner Ferienfreizeit in Wilhelmshaven fragte ich ihn beim Mittagessen, warum er das Gemüse nicht äße. Ich dachte schon, er habe Heimweh, aber die Antwort war überraschend: „Das ist nicht aus Opas Garten.“

Eine weitere Station war ein Jahr Hauswirtschaft in der Schule. Eine ungarisch-stämmige Hauswirtschaftslehrerin hat mir viel beigebracht, auch wenn sie der Ansicht war, dass ich egozentrische Alleingänge machte, da meine eigene Erfahrung auf lehrbuchkonformes Kochen traf.

Aber das Wissen, dass das Essen und dessen Zubereitung ein lustvolles Sinneserlebnis ist, das logistisches Können mit Phantasie und Kreativität vereint, habe ich erst bewusst mit zunehmender Lebenserfahrung entwickelt, neben meinem durchgängigen aktiven Berufs- und Familienleben.

Gemeinsames Einkaufen und Kochen und Essen ist eine sinnliche Erfahrung, die Lust auf mehr macht und Spielarten zulässt, die eben nur zu zweit oder in der Gruppe erlebbar sind. Ein sozialer Akt, eine Befriedigung als soziales Wesen und eben nicht nur zur puren Nahrungsaufnahme. Eltern wissen oft gar nicht, dass gemeinsame Mahlzeiten als wichtiger Bestandteil zur Bildung von sozialer Kompetenz beitragen.“

Die Idee, einmal vegane Küche auszuprobieren, kam Sissi Diesterweg übrigens, weil einer ihrer Mitbewohner Veganer ist. „Das geht leckerer„, dachte sie sich und begann zu experimentieren. Die Ergebnisse lesen Sie in Living in OWL. Viel Freude damit!

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