Rilke über Einsamkeit

Darum liebe Deine Einsamkeit,
und trage den Schmerz,
den sie Dir verursacht,
mit schön klingender Klage.
Denn die Dir nahe sind,
sind fern, sagst Du,
und das zeigt,
dass es anfängt,
weit um Dich zu werden.
Und wenn Deine Nähe fern ist,
dann ist Deine Weite schon unter den Sternen und sehr groß;
freue Dich Deines Wachstums,
in das Du ja niemanden mitnehmen kannst,
und sei gut gegen die, welche zurückbleiben,
und sei sicher und ruhig vor ihnen
und quäle sie nicht mit Deinen Zweifeln
und erschrecke sie nicht mit Deiner Zuversicht oder Freude,
die sie nicht begreifen könnten.

Rainer Maria Rilke 1903 (Briefe)

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