Heute einmal anders

Heute bediene ich mich ausnahmsweise der Worte einer großartigen Dichterin statt meiner eigenen. Seht es mir nach, dieses Gedicht ist zu schön und passend, will mir scheinen. Die Verfasserin der nachfolgenden Zeilen ist die Ausnahmekünstlerin Mascha Kaléko (1907-1975). Es lohnt sich sehr, noch mehr von ihr zu lesen, eine starke Persönlichkeit mit vielen Tiefen und Facetten.

Am kommenden Sonntag gibt es dann wieder einen frischen Kopfsalat von mir, genug Ideen sammeln sich bereits an…

Herbst

Oh lebensmüdes altes Jahr!
Die Wälder stumm. Der Park entlaubt.

Bald schneit der Winter weißes Haar
auf unser sommergrünes Haupt.
Der letzte Spatz von dannen hinkt,
die Lerche in den Frühling flieht.
Und unterm Schieferhimmel singt
Melancholie ihr trübes Lied.
Nun legt der Nebel weit und breit
dem Frohsinn das Gewerbe.
– das ist gewiss die Jahreszeit,
in der ich einmal sterbe.

Herrgott, bewahr uns vor der Gicht!
Gib, daß mein Herz nicht rostet.
Um andern Reichtum bin ich nicht,
weil Geld uns zuviel kostet.
Ein kleines Feuer im Kamin
magst du mir auch noch geben,
wenn dunkle Schattenwolken ziehn

und Frost klirrt.
Und daneben,
dass ich der Schwermut trotzen kann
und nicht die Flucht ergreife:
Ein Kind im Zimmer nebenan,
Den Mann mit Buch und Pfeife.

 

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