Alexa Förster: Innen wie außen – Die Pandemie in uns

 

Wir glauben uns getrennt von dem, was sich im Außen ereignet und sind doch untrennbar mit ihm verbunden. Wir versuchen unsere Probleme mit bekannten Strategien zu lösen und stoßen dabei an Grenzen. Wir schauen auf unseren eigenen Teller und haben nie gelernt, den Blick über den gesamten Tisch schweifen zu lassen. Die gegenwärtige Lage spielt sich nicht nur im Außen ab, sie ist in uns.

Geschwächte Systeme

Die Welt ist nicht wirklich krank und doch gibt es zahlreiche Stellen und Orte in ihr, an denen es ihr nicht gut geht, die versottet, vergiftet und verschlackt sind, mit denen wir Raubbau betrieben haben. Wir wissen um unseren Lebenswandel, wissen, dass wir der Natur Schaden zufügen und handeln nicht. Wir beuten sie aus, rauben ihre Bodenschätze, verschwenden kostbare Ressourcen, verschmutzen sie, erlauben den qualvollen Umgang mit Tieren und tragen so sehenden Auges zur Zerstörung bei. Still und leise hoffen wir darauf, dass unser Verhalten folgenlos bleibt, dass jemand anderes etwas ändert, ohne dass wir selbst etwas dazu beitragen müssen. Denn unsere Komfortzone ist warm, weich und bequem, wir möchten sie ungern verlassen, möchten nicht die Verantwortung für die Welt und ihr Wohlergehen übernehmen.

Wir sind nicht wirklich krank und doch gibt es zahlreiche Stellen und Orte in uns, denen es nicht gut geht, die versottet, vergiftet und verschlackt sind, mit denen wir Raubbau betrieben haben. Wir wissen um unseren Lebenswandel, wissen, dass wir unserem Körper Schaden zufügen und handeln nicht. Wir essen zu fett, trinken zu viel Alkohol, nehmen zu viel Zucker zu uns, bewegen uns zu wenig, sorgen nicht für einen erholsamen Schlaf, halten uns in gedanklichen Endlosschleifen oder durch Ablenkungen pausenlos beschäftigt. Sehenden Auges zerstören wir uns selbst und hoffen doch still und leise darauf, dass unser Verhalten folgenlos bleibt, dass jemand anderes etwas ändert, ohne dass wir selbst etwas dazu beitragen müssen. Denn unsere Komfortzone ist warm, weich und bequem, wir möchten sie ungern verlassen, möchten nicht die Verantwortung für uns selbst und unser Wohlergehen übernehmen.

Tür und Tor steht Eindringlingen offen

Das mangelnde Bewusstsein und die mangelnde Achtung vor uns selbst und der Welt öffnet Tür und Tor für Eindringlinge jeglicher Art. Ein Virus machte sich auf den Weg. Es ist eines von vielen, ein Baustein der Natur. Eines, dem wir, bevor wir uns vor ihm fürchten lernten, noch einen Namen geben mussten. Einem Virus liegt es fern, seinen Wirt zu töten, denn mit dem Tod des Menschen stirbt es selbst. Es folgt den Gesetzen der Natur. Sein Ziel ist die Vermehrung. Trifft er auf ein gesundes Milieu, kann es wie ein Schädling in einem gesunden Ökosystem keinen nennenswerten Schaden anrichten. Sind die Systeme allerdings krank und geschwächt, so wie oben beschrieben, bieten sie dem Eindringling ein hervorragendes Milieu zur Vermehrung. Wie geschwächte Bäume durch anhaltende Trockenheit ihre natürliche Widerstandsfähigkeit gegen z.B. den Borkenkäfer verlieren, kann sich auch ein Virus munter in einem Menschen vermehren, dessen Körper durch unachtsamen Umgang gelitten hat. Doch es ist nicht nur der schlechte Umgang mit den Ressourcen von Natur und Mensch, sondern vor allem der Mangel an Vertrauen in uns selbst, der uns so anfällig  macht.

Es mangelt an Vertrauen

Wir alle haben – einschließlich derer, die das Sagen haben – womöglich nie gelernt, uns selbst zu vertrauen. In einer Gesellschaft, die auf Profitmaximierung und Leistungssteigerung ausgerichtet ist, basiert die gesamte Sozialisation auf Angst. Jeglicher Vergleich schürt die Angst, den Anforderungen nicht entsprechen zu können. Der Leistungsdruck, der daraus resultiert, macht uns abhängig von der Meinung und Bewertung anderer. So werden wir nach und nach darauf getrimmt, anderen mehr zu vertrauen als uns selbst und haben nicht gelernt, hinter dem zu stehen, was wir fühlen und wahrnehmen. Wir haben weder das Zutrauen noch den Mut erlangt, für uns selbst einzustehen und anstatt Fragen zu stellen, nehmen wir hin. Wir nehmen hin und kleben Pflaster. Genauso wie wir es gewohnt sind zu tun, wenn ein Problem gleichgültig welcher Art auftritt. Wir kleben Pflaster auf die Wunden der Welt: Emissionsreduktions-Pflaster, Atomausstiegs-Pflaster, kleben Pflaster auf die menschlichen Wunden: Blutdruck-Senkungs-Pflaster, Antidepressions-Pflaster usw. Augenblicklich kleben wir Pflaster auf Münder, Ohren und Augen, überkleben den gesunden Menschverstand und unser Bauchgefühl. Wir lassen uns die Leichtigkeit und Freude, das Miteinander und den Austausch nehmen, ohne dass sich der geringste Widerstand in uns regt, und tun so, als hätte all das, was in uns und um uns herum passiert, nichts mit uns selbst zu tun. Doch was werden wir tun, wenn die Wunden immer größer werden, größer als all die Pflaster, die wir gewohnheitsmäßig verwenden?

Die Prägungen sitzen tief

Wir sind es gewohnt, keine Fragen zu stellen. Durch den Jahrzehnte langen schulischen und gesellschaftlichen Schliff haben wir gelernt, unkritisch zu werden. Unser Denken und Handeln folgt fest eingebrannten Mustern und Verhaltensweisen, die uns von Kindesbeinen an eingetrichtert wurden. Wir haben selbst erfahren, dass nur der, der sagt und schreibt, was gehört werden will, im Leben weiterkommt. Wir haben gelernt zu reagieren, anstatt aus uns selbst heraus zu agieren, und sind zu einer konformen und leicht formbaren Masse geworden, die auf Gefallen gepolt ist. Wir sind berechenbar und manipulierbar, akzeptieren das, was uns gesagt wird als richtig und verurteilen, stigmatisieren, grenzen aus, so wie es von uns erwartet wird.

Da wir uns selbst nicht vertrauen geben die Verantwortung für uns und unsere Leben an andere ab – an Ärzte, Wissenschaftler und Politiker. Unseren Prägungen entsprechend, sind sie es, die uns sagen sollen, wie wir uns zu verhalten haben, was gut und schlecht, richtig und falsch ist. Sie sind es, die über uns und unser Wohlergehen bestimmen sollen. Ebenso wie wir Tabletten, Spritzen und andere medizinische Maßnahmen als wirksam und hilfreich annehmen, zweifeln wir auch das Handeln der Politiker nicht an. Wir hoffen einfach, dass sie schon wissen, was sie tun und das sie nach bestem Wissen und Gewissen – zum Wohle aller Menschen – handeln. Dieses blinde Vertrauen hat einen entscheidenden Vorteil: Es entbindet uns davon selbst zu denken – und letztlich auch davon eigenverantwortlich zu handeln. 

Der Wandel liegt in uns

Doch was wäre, wenn die, die für uns handeln sollen, selbst nicht wissen, was sie tun? Wenn sie ihren gesunden Menschenverstand längst eingebüßt haben, weil auch sie den Blick für das große Ganze verloren haben. Wenn sie aus Hilflosigkeit reagieren, anstatt zu agieren, wenn sie Maßgaben aufstellen, denen die Sinnhaftigkeit entbehrt und die einen unwiderruflichen Schaden auf vielen Ebenen anrichten. Was dann? Nichts dann, denn unsere Komfortzone ist warm, weich und bequem, wir möchten sie ungern verlassen und darum geben wir vertrauensvoll unser Leben in die Hände anderer und hoffen einfach auf das Beste.

Aber was wäre, wenn wir anfingen, die Verantwortung für unser Denken und Handeln zu übernehmen, und unseren eigenen Wahrnehmungen Vertrauen schenken würden? Wenn wir nicht nur verharren und darauf warten würden, bis diese „schwere“ Zeit an uns vorübergezogen ist, sondern wenn wir uns stattdessen erheben und unserer Leben in die Hand nehmen würden? Wenn wir die Verantwortung für uns selbst, unsere Gesundheit und den respektvollen Umgang mit der Natur in unsere eigenen Hände nehmen würden, anstatt darauf zu warten, dass es andere für uns tun? Ja, was dann? Dann wäre das sicher der Beginn einer neuen, heilsamen Zeit für die gesamte Menschheit – für das Innen und auch das Außen.

Mehr von Alexa Förster findet ihr auf ihrem Blog: Herzschreiben

 

Foto: pixabay – zur Verfügung gestellt von Alexa Förster

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