Einen Sommer lang durch die Landschaft zu wandern und poetische Orte und Industriestätten durch Literatur und Musik zu entdecken und zu beleben, das ist seit dem Jahr 2000 das so erfolgreiche Konzept des Literatur- und Musikfestes ‹Wege durch das Land›. Am Pfingstwochenende wird in den beiden Veranstaltungen am 15. Mai um 18.00 Uhr und am 16. Mai um 11.30 Uhr die Frage aufgegriffen, wo der Garten Eden liegt.
Seit dem 17. Jahrhundert widmen sich die Fürsten von Bentheim-Tecklenburg in besonderer Weise der Gartenkunst. Eine Huldigung an die Idee des Gartens hat der Schriftsteller Rudolf Borchardt Mitte des 20. Jahrhunderts verfaßt, der Schauspieler Heikko Deutschmann wird daraus lesen. Marion Poschmann durchstreift in ihrem neuesten Lyrik-Band ‹Geliehene Landschaften› paradiesische Gefilde und feiert dabei die schöpferische Kraft der Sprache und der Natur. Die Capella de la Torre kombiniert in ihrer Musik die Lebendigkeit der Ciaconna mit Jazz-Kompositionen.
Schloß Rheda zählt zu den bedeutenden Wasserburgen in Westfalen. Schönheit war über Jahrhunderte das Prinzip des Bauens, an den romanischen Kapellenturm des 12. Jahrhunderts schließt sich ein Renaissanceflügel und sodann das barocke Hauptgebäude mit spätgotischem Wohnturm an. Die schönen Künste mit Hoftheater und Konzerten ziehen mit den Grafen Moritz Casimir I. und II. von Bentheim-Tecklenburg im 18. Jahrhundert ein, die Gartenanlage mit Bosquet, Tempelchen und Gartenhäusern, Obst- und Weingarten, Spalieren, Lauben und Hecken inspirierte Fürstin Agnes eine Generation später zu eindrucksvollen Blumenporträts. Ein Plädoyer für die Gartenkunst ist Rudolf Borchardts Buch ‹Der leidenschaftliche Gärtner›: ‹Ein Garten ist das, was jenseits unser harrt, Paradies, Elysium, Hesperiden.› Man erwarte keine Anleitung zum Gartenbau oder zur Blumenzucht, vielmehr eine literarisch-philosophische Expedition zu den Gründen, weshalb der Mensch Blumen liebt und Gärten anlegt.
Heikko Deutschmann, österreichischer Schauspieler, gehörte u. a. zum Ensemble der Berliner Schaubühne. Das Fernsehpublikum kennt ihn aus preisgekrönten Produktionen wie ‹Der Laden› und ‹In Sachen Kaminski›, aus Serien wie ‹Der Kriminalist› oder aus ‹Inga Lindström›. Er spielt immer wieder bei den Ruhrfestspielen und ist seit vielen Jahren Gast bei ‹Wege durch das Land›. Der vielseitige Hörbuchsprecher hat für seinen Film ‹Noch ein Seufzer und es wird Nacht› Auszeichnungen in New York und London erhalten. ‹Geliehene Landschaft› heißt ein traditionelles Stilelement in der ostasiatischen Gartenkunst. Eine Szenerie außerhalb der Gartenanlage wird bewußt in die Gestaltung mit einbezogen. Ein kleiner Raum öffnet sich so ins Weite und steigert seine Pracht.
Nicht anders verfahren die Gedichte von Marion Poschmann, sie reflektieren, wie jede Landschaft als ästhetisches Konstrukt auftritt, und sie feiern die schöpferische Kraft der Sprache und der Natur.
Die Capella de la Torre hat sich zum führenden Renaissance-Ensemble im deutschsprachigen Raum entwickelt. Mit Werken aus rund fünf Jahrhunderten entdeckt das Ensemble um Katharina Bäuml mit befreundeten Jazzmusikern wie dem französischen Tubisten Michel Godard die Ciaconna, einen spanischen Volkstanz des 16. Jahrhunderts, vollkommen neu. Historische Instrumente wie Schalmei, Pommer und Dulcian verbinden sich in ihrem Konzert mit Tuba, Serpent und E-Baß.
Vom 6. Mai bis zum 7. August zeigt das Literatur- und Musikfest ‹Wege durch das Land› in ganz Ostwestfalen-Lippe in seiner fein auf den Ort abgestimmten Dramaturgie mit einem vielseitigen Programm erneut den literarisch-musikalischen Reichtum unseres Kulturraums. 18 Premieren finden an 20 Veranstaltungstagen und an 19 verschiedenen Orten statt. Zu Renaissanceschlössern und barocken Adelshöfen, in Industriehalle und Kragstuhlmuseum,in Klöster und romanische Kirchen, in Kuhstall und Papiermühle, auf Wiesen, zu archäologischen Stätten und über den Fluß und in die Wälder führt das diesjährige Programm. Die Lesungen in diesem Sommer umkreisen die Beziehung von Mensch zu Mensch in Ausnahmesituationen und Umbruchzeiten, sie thematisieren das Verhältnis von Mensch zu Natur, seiner eigenen, unsicheren, immer wieder zu hinterfragenden, und der umgebenden, die ihm fremd geworden ist und zu der er doch gehört. Zwiesprache, die der einzelne mit sich führt, große Dialoge, Rede und Widerrede, Spruch und Einspruch, aber auch das Schweigen, um die anderen zu hören, die Stille, um das Gewirr der Laute in der Natur wahrzunehmen – einen solchen Parcours der Mehrstimmigkeit unternimmt das 17. Literatur- und Musikfest ‹Wege durch das Land›.
Die Veranstaltung in der Orangerie Schloß Rheda wird unterstützt durch die Beckhoff Automation GmbH & Co.KG; Kooperationspartner ist die Flora Westfalica GmbH.
Karten für diese Veranstaltung kosten 50 / 40 / 27 Euro und können auch bei der Flora Westfalica erworben werden:
Flora Westfalica, Rathausplatz 8-10, 33378 Rheda-Wiedenbrück, Tel.: 05242/930 10.
Kartenbestellung online unter www.wege-durch-das-land.de oder telefonisch unter 05231 / 30 80 210
Informationen zum Literatur- und Musikfest www.wege-durch-das-land.de
Wege durch das Land, Hornsche Straße 38, 32756 Detmold, Tel. 05231 / 30 80 20
Fotos der Künstler zur Verfügung gestellt von „Wege durch das Land“.