wenn man nur mal eben ein Umspannwerk umbauen will.
Herford (lwl). Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) haben in Herford-Eickum einen interessanten Fund gemacht: Im Rahmen von Umbauarbeiten für ein Umspannwerk stießen sie auf Brandgräber aus der vorrömischen Eisenzeit sowie auf ein Relikt aus der ausgehenden Bronzezeit. Die näheren Untersuchungen dauern an.
In Herford-Eickum rief die Erweiterung eines Umspannwerks die LWL-Archäologen auf den Plan. Bei einer Prospektion bargen sie ein Brandschüttungsgrab und markierten mehrere Verdachtsstellen. Daraufhin wurde eine archäologische Fachfirma unter Fachaufsicht des LWL mit der Ausgrabung des gesamten Areals beauftragt.
„Das Besondere an diesem Fund ist die Vielfalt der Grubeninhalte. So erhalten wir im Idealfall detailliert Aufschluss über die Bestattungs- und Deponierungssitten der damaligen Zeit“, erklärt LWL-Archäologe Dr. Hans-Otto Pollmann.
Auf dem Gelände des Umspannwerks haben die Archäologen zunächst vier erkennbare Brandschüttungsgräber ausgemacht. Reste kalzinierter Knochen, die Asche der Bestatteten, wurden einzeln verpackt oder im Block geborgen. „Durch die kalkhaltigen und sandigen Einschwemmungen innerhalb des Lössbodens ist es bisher bei mindestens zehn weiteren Stellen wahrscheinlich, dass es sich auch hierbei um Brandgräber handelt“, erklärt Grabungsleiterin Lisa van Bömmel-Wegmann. „Diese sind jedoch wegen ihres schlechten Erhaltungszustandes und trotz vollständiger Bearbeitung nicht sicher nachzuweisen.“
Nachdem der Oberboden auf der restlichen Baustellenfläche abgetragen worden war, entdeckten die Archäologen weitere Brandschüttungs- und zwei Urnengräber sowie Keramik und Grabbeigaben. Darunter ein Spinnwirtel – ein Werkzeug der Spinnenweberei – und ein verschmolzenes Glasbruchstück. Organische Reste innerhalb der Grabgruben konnten nicht nachgewiesen werden.
„Aufgrund der starken Bodenbewegung durch Erosion und Ackerbau lagen viele Befunde nicht mehr an ihrem ursprünglichen Platz“, schildert van Bömmel-Wegmann den Zustand der Fundstelle. Um diese komplett untersuchen zu können, haben die Archäologen daher an einzelnen Stellen tiefer gegraben. Dabei stießen sie auf eine bronzene Scheibenkopfnadel aus der ausgehenden Bronzezeit. „Sie diente dem Zusammenstecken von Gewändern. Nadeln dieser Art finden sich oft in Gräbern und sind in diesem Fall aufgrund der frühen Datierung bemerkenswert“, erklärt Pollmann. Nach ersten Vermutungen gehen die LWL-Archäologen von einem Gräberfeld der vorrömischen Eisenzeit aus.
Die Auswertung der Keramik und der Holzkohleproben aus den Brandschüttungsgräbern ist noch nicht abgeschlossen. „Es bleibt abzuwarten, ob die Befunde zeitgleich datieren oder das Areal in Herford-Eickum in mehreren Phasen genutzt wurde. Wenn das so ist, wäre das für die archäologische Forschung umso spannender“, erklärt Pollmann.