Mal eine Geschichte aus meinem Leben: Als ich gerade ein Jahr alt war, lag ich bereits seit Monaten im Krankenhaus, weil ich herzkrank war. Damals durften Besucher nur mittwochs und sonntags für jeweils eine Stunde kommen. Mein Vater konnte mich nur sonntags besuchen, da er unter der Woche arbeiten musste.
Eines Tages sagten die Ärzte zu ihm, es gäbe keine Hoffnung mehr und er solle besser nicht mehr zu Besuch kommen. Doch mein Vater traf eine mutige Entscheidung: Er beschloss kurzerhand, mich mit nach Hause zu nehmen. Er hatte eine Quickli, also so etwas wie eine Mofa. Noch am selben Tag nahm er mich, wie man heute sagen würde, „auf eigene Verantwortung“ mit nach Hause.
Mein Bett wurde in die Küche gestellt, weil dort immer jemand war, damit ich nicht allein sein musste. Ich bekam frisch gepressten Orangensaft und ganz viel Zuneigung von der gesamten Familie, die mit meinen acht Geschwistern alles andere als klein war. Mit viel Liebe und Orangensaft wurde ich langsam wieder gesund.
Heute denke ich oft daran, was alles möglich ist. Die Medizin hatte aufgegeben, doch mein Vater nicht.
Eure Hedwig