Die Kultur hat es schwer getroffen in diesen Zeiten. Sie liegt am Boden und kränkelt. Die Arbeit hingegen muss getan, die Familie versorgt werden, doch wo ist der Ausgleich, die Zerstreuung, wo das gemeinschaftliche Erleben geblieben? Es ruht, und vielleicht ist es den Begrenzungen gänzlich erlegen. Wann und auf welche Weise es wieder erwachen darf, steht in den Sternen.
Verlustschmerz
Besondere Zeiten fordern besondere Maßnahmen. Ich kann sie akzeptieren und kranke doch daran. Ich kranke daran, dass nicht nur mir, sondern allen Künstlern die Möglichkeit genommen wurde, Menschen auf ihre ganz eigene Weise zu erreichen. Es ist bedauerlich, dass viele Künstlerherzen in diesen Tagen schwere Lasten tragen, sie unberücksichtigt bleiben und kaum Unterstützung erhalten. Haltlos dümpeln sie einer mehr als ungewissen Zukunft entgegen. Dabei ist es nicht nur die Gage, die fehlt, vielmehr ist es die Lebendigkeit, die auf der Strecke bleibt. Des Künstlers Elixier sind der Applaus, die strahlenden Augen, in die er blickt, die zufriedenen und entspannten Gesichter und auch die heiter gelassene Stimmung, die er nach einem gelungenen Abend als Lohn in seinem Herzen nach Hause trägt. Auch mein Herz liebt diese Berührung. Ein Online-Event ist kein Ersatz für das Hochgefühl und auch das Glück, das nur im gemeinschaftlichen Erleben entstehen kann. Veranstaltungen ohne die Anwesenheit von Publikum sind keine Alternative, nicht einmal für einen begrenzten Zeitraum. Auch meine Veranstaltungen wurden abgesagt und sind ins Ungewisse verschoben worden. Ich trage es mit Fassung und bedauere es doch.
Mit Begeisterung
Menschen über das Schreiben zu erreichen, stellt einen elementaren Teil meines Lebens dar. Nicht nur das Schreiben, sondern besonders auch das Vortragen von Texten ist von großer Bedeutung für mich. Dankbarkeit erfüllt mich, wenn ich auf der Bühne stehe und in die wohlwollenden Augen der Menschen blicken darf, wenn sich ihre Begeisterung mit meiner vermengt. Es ist mir eine große Freude, wenn ich ihnen beim aufmerksamen Lauschen zuschauen darf, wenn sie sich den Texten hingeben und ganz bei der Sache sind. Es ist ein wunderbares Empfinden, die Menschen in meine Buchstabenwelten entführen zu dürfen, sie mitzunehmen, sie zu bereichern und vor allem, sie mit meinen Texten berühren zu dürfen.
Zusammenfinden
Es ist, als läge derzeit eine große Schwere über der Kunst. Eine dunkle Wolke, die all das Schöne, das Entspannende und das Bunte des Lebens bedeckt. Doch ist es uns wirklich verwehrt, dem Schönen zu begegnen? Ich habe mich gefragt, ob sich daran nicht etwas ändern ließe, habe nach Möglichkeiten und Perspektiven gesucht. Und ich hatte eine Idee. Wenn die Menschen nicht zu mir kommen dürfen, so könnte ich doch zu ihnen gehen. Früher habe ich es oft getan und ich würde es gerne wieder tun.
Was bedarf es, dass ich mit meinem Lesebühnen-Programm „Wie zerronnen, so gewonnen“ zu Euch nach Hause kommen kann? Es bedarf eines großen Wohnzimmers, eines größeren Raumes, eines Gartens, einer Wiese, einer lauschigen Ecke im Freien, eines Lagerfeuers o.ä. Es bedarf einer Gegebenheit – in der genügend Abstand gewahrt werden kann – um zusammenzusitzen und Geschichten, Gedichten, Slams und persönlichen Texten lauschen. Es bedarf der Lust am Zuhören und es bedarf Menschen, die Freude dran haben, die Kultur lebendig zu halten, die der Kunst Raum und Hoffnung schenken möchten.
Vielleicht bedarf es auch noch etwas Zeit, aber irgendwann wird es möglich sein … und dann gäbe es etwas, auf das wir uns gemeinsam freuen könnten.
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