Von warmen Schals und magischen Mänteln

Geschichten aus dem Online-Shop-Alltag

Freitag Abend auf dem Sofa, der Fernseher läuft so nebenbei, der Laptop perfekt auf dem Schoß positioniert. Zeit für ein bisschen Online-Shopping! Die Magie des wachsenden Warenkorbs und die kleine Freude, wenn man auf „Jetzt kaufen“ klickt – unbezahlbar. Aber was kommt danach?

Der Montagmorgen vor dem Postschalter ist ein Erlebnis der besonderen Art. Eine Prozession von Menschen, jeder bewaffnet mit Retouren von OTTO, Zalando & Co. Es gleicht einem geheimen Ritual, bei dem jeder stolz seine Kartons wie Trophäen präsentiert. Die Schlange bewegt sich gemächlich vorwärts, und man kann förmlich die Geschichten hinter jedem Paket erahnen.

Da ist zum Beispiel der „Schlaflos-in-Seattle“-Typ, der mitten in der Nacht in einem Anfall von Shopping-Euphorie drei identische Hemden in verschiedenen Farben bestellt hat, nur um dann festzustellen, dass er sie alle drei grauenhaft findet. Oder die Dame, die sich eine schicke Abendrobe bestellt hat, die im Internet wie das perfekte Kleid für die nächste Gala aussah, aber in Wirklichkeit eher an eine schlecht sitzende Gardine erinnert.

Auf der anderen Seite des Bildschirms gibt es Anna, die Betreiberin eines charmanten kleinen Online-Shops für handgefertigte Accessoires. Ihr Alltag besteht aus der liebevollen Auswahl und Präsentation ihrer Produkte, dem Verpacken von Bestellungen und der Beantwortung von Kundenanfragen. Doch der Teil ihres Jobs, den sie am wenigsten mag, sind die Rücksendungen.

Für Anna sind Retouren nicht nur ein logistischer Albtraum, sondern auch eine emotionale Belastung und ein finanzieller Rückschlag. Jede Rücksendung bedeutet, dass eines ihrer handgefertigten Werke nicht den gewünschten Anklang gefunden hat.

Trotzdem nimmt Anna jede Retoure mit professioneller Gelassenheit an. Sie prüft die Artikel, verpackt sie neu und fügt sie ihrem Lagerbestand wieder hinzu. Sie hat gelernt, dass es verschiedene Käufertypen gibt: die zielstrebigen Shopper, die genau wissen, was sie wollen, die unbedarften „Bestelle ich mal in drei Größen, was nicht passt, geht zurück“-Typen und die Langeweilekäufer – „Soll ich den Kühlschrank plündern oder bei Amazon stöbern?“

Manchmal schmunzelt sie über die absurden Rücksendegründe. Da war die Kundin, die den Schal zurückschickte, weil er „zu warm“ war – bestellt im tiefsten Winter. Oder die Dame, die die Mütze zurückgab, weil sie „ihr Karma störte“. Jemand wollte eine Rückerstattung für einen Mantel, weil er „nicht magisch“ genug war. Am schlimmsten findet Anna jedoch die Rücksendungen, bei denen der Inhalt gar nicht erst ausgepackt wurde. „Ups, was habe ich denn da wieder bestellt? Das schicken wir mal schnell zurück!“

Anna kennt die Herausforderungen des Retourenmanagements, aber sie sieht auch die humorvollen Seiten. Sie liebt ihren kleinen Shop und die Freiheit, die er ihr bietet, auch wenn die Rücksendungen manchmal frustrierend sind. Am Ende des Tages hofft sie, dass ihre Kunden die Liebe und Sorgfalt, die sie in jedes einzelne Stück steckt, zu schätzen wissen – und vielleicht das nächste Mal doch behalten.

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