Über die Zukunft der Arbeit
und die nötigen Kompetenzen von Heute und Morgen
Zahlreiche Besucher lockte die Jobmesse am vergangenen Wochenende in die Stadthalle Bielefeld. Doch wer sich Gedanken über die eigene berufliche Zukunft macht, sollte immer auch die Zukunft der Arbeit im Blick behalten. Denn längst hat die Digitalisierung Einzug in alle Bereiche eines Unternehmens erhalten. Digitales Know-how ist Voraussetzung und ohne die Bereitschaft, sich stetig neue Kompetenzen anzueignen, ist man schnell abgehängt vom temporeichen Fortschritt.
Der sich wandelnde Arbeitsmarkt beschäftigte am Wochenende auch Experten aus Weiterbildung, Wissenschaft und Wirtschaft. Auf Einladung von REFA-OWL-Geschäftsführer Lars Pielemeier fanden am Samstag und Sonntag zwei Podiumsdiskussionen zum Thema Arbeit 4.0 statt.
Was bringt die Arbeitswelt von Morgen alles mit sich? Wo stehen Arbeitgeber und Arbeitnehmer in fünf Jahren und welche Qualifikationen werden bis dahin unabdingbar sein? Werden digitale Assistenten die verlässlichsten Gehilfen und ein Roboter zum engsten Kollegen werden?
Diese und weitere spannende Fragen wurden rund um den Stehtisch des REFA-Standes unter der Moderation von Dr. Birgit Lutzer (Public Relations REFA Nordwest e.V.) diskutiert. Einigkeit herrschte hierbei vor allem in einem Punkt: wer in Stillstand verharrt, wird schnell abgehängt.
Und so überrascht es nicht, dass Johannes Kluge, Recruiter bei der itelligence AG Bielefeld, einem führenden Anbieter von Software-Lösungen für mittelständische Unternehmen, hohe Ansprüche an Bewerber stellt: „Auch in Zukunft benötigen wir Mitarbeiter, die Lernbereitschaft, Flexibilität, Leistungsbereitschaft und Innovationsfähigkeit mitbringen. Wichtig ist, den Kunden mit Motivation zu begeistern und durch ganzheitliches Denken zu überzeugen.“
Dies bestätigte auch Dirk Kremer, Headhunter und Personalberater: „Wer bei mir im Vorstellungsgespräch sitzt und zugibt ein Technikmuffel zu sein, der wird es zukünftig in allen Branchen schwer haben.“ Denn auch im Personalbereich habe die Digitalisierung längst Einzug erhalten. E-Mails ersetzen Papierberge und in Auswahlverfahren werde im Vorfeld automatisiert gefiltert. „Wer weiß, ob in fünf Jahren die Vorarbeit nicht gänzlich von Computern übernommen werden kann und der Personaler erst im Bewerbungsgespräch die Zügel wieder in die Hand nimmt“, überlegt Kremer weiter.
Wichtig sei die Motivation zu lebenslangem Lernen, den Blick über den Tellerrand zu wagen und „das Methodenwissen um Medienkompetenz zu erweitern“, sagte Prof. Dr. Thomas Jensen von der Fachhochschule der Wirtschaft Bielefeld. Und weiter: „Für die Ausbildung der Fachkräfte von Morgen müssen neue Lern- und Lehrformen geschaffen werden. IT-Kenntnisse in allen Fachbereichen spielen hierbei eine herausragende Rolle“.
Doch die Herausforderung bestehe auch darin, so Lars Pielemeier, „nicht nur die jungen Leute, für die der Umgang mit digitalen Medien selbstverständlich ist, teilhaben zu lassen, sondern auch die ältere Generation durch Schulungen in der individuellen Weiterentwicklung zu fördern.“
An diesem Punkt setze die Strategie der LVQ Business Akademie an. Geschäftsführer Lars Hahn machte deutlich, wie wichtig neben Fachwissen und technischem Know-how, das in vielfältigen Weiterbildungsangeboten erworben werden kann, auch die kommunikativen Fähigkeiten weiterhin seien: „Der zwischenmenschliche Dialog, auch auf interkultureller Ebene, wird in hochtechnisierten Zeiten grundlegender Bestandteil bleiben.“
Auch Steffen Raebel, Geschäftsführer Operativ der Bundesagentur für Arbeit in Bielefeld betonte: „Arbeitsbilder verändern sich zügig, neue Kompetenzen sind gefragt. Die Zeit, sich diese anzueignen, verkürzt sich“. Wer am Ball bleibe, Veränderungen erkenne und in der Lage sei, sich durch kontinuierliche Weiterentwicklung dem Fortschritt anzupassen, sei gut gerüstet für den sich wandelnden Arbeitsmarkt. Auch die Agentur für Arbeit entwickele ihre Beratungsleistung inhaltlich kontinuierlich weiter, um die Kunden auf die Aufgaben der Zukunft vorzubereiten.
Von einem passenden Fallbeispiel der Digitalisierung am Arbeitsplatz weiß Christian Fraedrich zu berichten. Der REFA-Lehrbeauftragte ist als externer European Industrial Engineer für einen mittelständischen Gerätehersteller tätig: „Wer bei uns früher geschraubt hat, der muss heute in der Lage sein, eine App zu bedienen und die Produktion so am Laufen zu halten.“
Doch es bleibt, wie es ist: Menschen führen auch in Zukunft Menschen. Somit bilden Aufgeschlossenheit, Sozialkompetenzen und fundierte Fachkenntnisse die optimale Grundlage, um in der Arbeitswelt 4.0 Schritt halten zu können.
Und um abschließend erneut auf den Kollegen Roboter zu sprechen zu kommen, der ARD Job-Futuromat (https://job-futuromat.ard.de) gibt Auskunft darüber, welche Tätigkeiten schon jetzt oder in Zukunft von Maschinen übernommen werden könnten.
Text und Foto: Jana Kremer