Nein-Sagen will gelernt sein …

… Ja-Sagen aber auch!

 

Können Sie gut Nein sagen? – sich bewusst gegen etwas entscheiden, es auch noch aussprechen und dann tatsächlich ohne schlechtes Gewissen zu Ihrer Entscheidung stehen?

Nein, oder?

Mir scheint, an allen Ecken und Enden wird gerne und viel „Nein“ gesagt. Es wird sich – oft lauthals – gegen persönlich empfundene Missstände ausgesprochen, gegen Veränderungen jeglicher Art, gegen politische Entscheidungen, gegen Vorhaben und Beschlüsse. Schleichend hat sich das Nein-Sagen etabliert, ist gesellschaftsfähig geworden. Bedauerlicherweise folgen auch einem drastisch ausgesprochen „Nein“ kaum Konsequenzen. Die Neinsager haben sich zwar gegen etwas bekannt, bleiben aber häufig in ihrem Bekenntnis stecken und lassen keinen konstruktiven, verändernden Handlungsimpuls folgen. Sie haben sich in der Antihaltung geparkt und beklagen lautstark das, was sie als ihr persönliches Übel empfinden.

Ein leichtfertig ausgesprochenes „Nein“ erscheint mir ebenfalls als recht populär. „Nö, das will ich nicht, das ist nicht meins.“ Viele Menschen wissen nicht, was sie wollen, sie können lediglich benennen, was sie nicht wollen. Etwas nicht zu wollen erscheint mir einfacher und zudem entbindet es uns davon, sich mit dem zu beschäftigen, was wir wirklich möchten. Es erlaubt uns, schwammig zu bleiben und erleichtert es, gegen etwas zu sein, zu jammern, zu klagen und zu bedauern. Ohne eine konkrete Stellungnahme zu beziehen, können wir uns selbst von Verantwortung und Schuld freisprechen, sie von uns weisen oder auf andere übertragen.

Ein „echtes“ Nein hingegen hat Substanz. Es kommt einer Positionierung gleich, einer Ausrichtung mit Fundament. Der Aussprechende, hat sich etwas überlegt und hat etwas Konstruktives im Gepäck. Mit einem „echten“ Nein richtet man sich aus, nimmt eine Haltung ein, wird zu einem Baum mit starken Wurzeln, der sich nicht von jedem lauen Lüftchen umbiegen lässt. Wirklich positioniert ist man kein Fähnchen im Winde mehr, das den vorherrschenden Strömungen folgt und bei Sturm in tausend Teile zerrissen wird. 

Ja? Ja. Oder Ja!

Wie steht es denn bei Ihnen mit dem Ja-Sagen? Fällt es Ihnen leichter, zuzustimmen, als sich gegen etwas zu entscheiden?

Auch ein „Ja“ ist schnell gesagt. „Ja, mache ich. Ja, bringe ich mit.“

Ein „Ja“ steht vor vielen kleinen Gefälligkeiten. Wir sprechen es aus, um uns gewogen machen, zu gefallen. Wir denken, dass unser Gegenüber vielleicht traurig oder verletzt sein könnte, wenn wir einer Aufforderung oder Anfrage nicht zustimmen. Darum sagen wir, oft des lieben Frieden willens, einfach „ja“ und reihen so Ausnahme an Ausnahme, Gefälligkeit an Gefälligkeit. Bedauerlicherweise überschreiten wir dabei nicht selten unsere Grenzen. Die Grenzen der Belastbarkeit, des persönlichen Rahmens und dessen, was wir wirklich möchten. Wir sagen „ja“ zu Dingen, die sich bei näherer Betrachtung nicht nach Zustimmung anfühlen, treffen Entscheidungen, die letztlich unsere Kräfte erschöpfen.

Klarheit, ist der Schlüssel

Ein „echtes“ Ja, ist ebenso wie ein „echtes“ Nein eine klare Positionierung.

Nein. – und auch – Ja. – sind vollständige Sätze und bedürfen keiner Erläuterung, keiner Erklärung und erst Recht keiner Rechtfertigung. Positionierungen schaffen Klarheit, sowohl für den Empfänger, als auch für den, der sich entschieden hat. Klarheit schafft Klärung, vor allem Gedankenklärung. Und wer wünscht sich nicht die Abwesenheit von Zweifeln und Gedankenkreisen? Gedanken, die grundsätzlich der Unklarheit folgen, werden zu nicht enden wollenden Gedankenspiralen und halten uns im Denken beschäftigt. Durch eine klare Ausrichtung jedoch verschwinden die Zweifel und die dran geknüpften Gedanken wie von selbst. Innere Ruhe und Vertrauen in die eigenen Entscheidungen sind die Folge.

Eine Haltung einzunehmen und Verantwortung für das Handeln und Denken zu übernehmen, ist viel einfacher als sich an einem „Jein“ festzuhalten.

Probieren Sie es aus, sagen Sie bei der nächsten Gelegenheit einfach einmal „Ja“ – oder auch – „Nein“ und schauen selbst, was passiert.

Vermutlich werden Sie feststellen, dass nicht nur das Gedankenkreisen, sondern auch die Erwartungen über die Reaktion anderer ausbleiben werden.

Bei aller Klarheit ist es dennoch wichtig, sich eine offene und neugierige Einstellung dem Leben und den Menschen gegenüber zu bewahren, sich immer wieder selbst zu überprüfen und zu schauen, ob das, was man vertritt, auch das ist, zudem man wirklich stehen kann.

Mehr von der Autorin, Moderatorin und Persönlichkeitsentwicklerin Alexa Förster auf der Seite  ZEIG-WAS.

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