Kletten, Brennesseln, Löwenzahn, Giersch – Hobbygärtner sind meist nicht gerade begeistert, diese Gewächse in ihrem sorgsam gepflegten Garten zu haben und merzen diese „Unkräuter“ zumeist mit Stumpf und Stiel aus. Sie wissen eben nicht um die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten, sei es in Kochrezepten oder als Heilpflanzen.
Andreas Hauer, von dem in diesem Magazin schon des Öfteren die Rede war, bietet am Fuße der Externsteine Kräuterwanderungen für Gruppen und Einzelpersonen an und ziemlich sicher werden die Teilnehmer nach einer solchen Wanderung die gemeine Brennessel in Zukunft mit anderen Augen sehen.
Gerade die Brennessel gilt als die Königin der Heilpflanzen. Sie ist eine Pflanze mit Feuerkraft und reich an Eisen und Chlorophyll. Das Eisen ist gut sichtbar im rötlichen Stängel und im zeitigen Frühjahr auch auf der Blattunterseite. Und das enthaltene Chlorophyll ist bis auf ein Atom identisch mit unseren roten Blutkörperchen. Das und das enthaltene Eisen macht die Brennessel so wunderbar blutreinigend und blutbildend. Als Tee genossen wirkt sie gegen Rheuma, Gicht, Ödeme, Nieren- und Blasenkrankheiten sowie Prostatabeschwerden.
Die Blätter nur als Tee zu trinken, ist eigentlich zu schade. Zum Beispiel unter Spinat gemischt, liefern sie uns das bestverwertbarste Eisen überhaupt.
Etwas Besonderes sind die Brennesselsamen. Sie enthalten eine Menge gut verwertbarer Vitamine und Mineralstoffe. Man sagt, dass man früher alten Gäulen, eine Woche bevor sie verkauft werden sollten, Brennesselsamen unter das Futter gemischt hat. Sie bekamen wieder ein glänzendes Fell und wurden viel fideler. Was für alte Gäule gut ist, kann für den Menschen nicht schlecht sein. Ein Teelöffel Brennesselsamen, z. B. dem Müsli beigegeben, soll in vielerlei Beziehungen wahre Wunder wirken.
Früher hat man sich mit der Brennessel sogar gekleidet, denn nichts anderes ist der uns bekannte „Nesselstoff“. Er galt als „Leinen des armen Mannes“.
Eine weitere wertvolle Pflanze ist der Spitzwegerich. Kulinarisch verwerten lassen sich die Blätter als Spitzwegerichsoße, -suppe oder -salat. Die Knospen, leicht in Butter angedünstet, entwickeln einen pilzartigen Geschmack.
„Wiesenwundpflaster“ wird der Spitzwegerich wegen seiner antibakteriellen Wirkung außerdem genannt. Zerriebene Pflanzen beruhigen die Haut nach Insektenstichen oder Berührung mit Brennesseln. Kleinere Schnittwunden heilen sehr schnell.
Merkt man bei einer Wanderung, dass sich eine Blase am Fuß zu bilden droht, gibt man einfach einige Blätter Breitwegerich, dem Bruder des Spitzwegerich unter den Strumpf auf die betroffene Stelle. Beim Weitergehen zerreibt sich die Pflanze und hilft sehr oft, das Entstehen einer Blase zu verhindern.
Aus Spitzwegerich lässt sich DER Hustensirup schlechthin zubereiten. Dazu nimmt man flüssigen Akazienhonig und eine größere Menge junger Spitzwegerich-Blätter. Letztere werden in feine Streifen geschnitten und mit dem Honig vermengt. Ein Glas randvoll mit dieser Mischung machen, Deckel drauf und 80 cm tief in der Erde vergraben. Stelle merken und nach drei Monaten wieder ausgraben. Zum Vorschein kommt ein fast schwarzer Sirup, der die Inhaltsstoffe des Spitzwegerich enthält, dies sind vor allem Gerb- und Schleimstoffe. Gerbstoffe nehmen den Bakterien im Hals die Lebensgrundlage und die Schleimstoffe legen sich beruhigend auf die gereizte Stelle. Der Sirup hält sich ca. 2 – 3 Jahre, wenn er lichtgeschützt und nicht zu warm gelagert wird.
Kommen wir zur Gundelrebe, oder auch Gundermann genannt. Gundermann wird die Pflanze genannt, weil sie eine so wirkungsvolle Heilpflanze ist, dass sie als Persönlichkeit angesprochen wird.
Die Gundelrebe ist eine Minzeart mit viel ätherischem Öl. Sie blüht recht früh im Jahr. Gund ist das alte Wort für Eiter. Die Gundelrebe wirkt also gegen Entzündungen, besonders wenn sie mit Eiter in Verbindung stehen. Wenn man die Blätter hackt und eine Weile in die Sonne stellt, setzt sich das ätherische Öl ab. Dieses wird auf Entzündungen oder offene Stellen gegeben. In früheren Zeiten wurden auch Kühe mit einer Entzündung des Euters mit Gundelrebe behandelt, sowohl innerlich, indem man die Pflanze ins Futter mischte, als auch äußerlich, indem man das Euter mit dem ätherischen Öl einrieb.
Tee aus Gundelrebe ist sehr hilfreich zum Ausleiten von Schwermetallen. Daher tranken früher die Maler diesen Tee, da die Farben sehr bleihaltig waren und die Maler oft am Pinsel lecken mussten, um feine Striche hinzubekommen.
Die Gundelrebe ist wichtiger Bestandteil der Grünen-Neune-Suppe, der rituellen Frühjahrssuppe. Diese Suppe mit neunerlei Grünpflanzen soll den Menschen helfen, das ganze Jahr gesund zu bleiben.
In der Küche wird die Gundelrebe eher als Gewürz denn als Gemüse verwendet, da der Geschmack stark minzeartig ist. Ein Tipp fürs Dessert: Zartbitter-Kuvertüre schmelzen und Gundelrebenblätter darin eintauchen. Schmeckt wie After Eight von der Wiese.
Das war jetzt eine Übersicht über drei der am häufigsten vorkommenden Wildkräuter. Wer mehr erfahren möchte und an einer Kräuterwanderung interessiert ist, kann direkt Kontakt mit Andreas Hauer aufnehmen und einen Termin vereinbaren. Es lohnt sich auf jeden Fall.
Kontakt:
Andreas Hauer
Telefon: 0160-2255236
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